Erich Langjahr
kommt mit der Reprise «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend » ins Kino
Sandra Meyer hat nach ihrem Pony Gispy einen neuen Freund gefunden. Jetzt ist sie jeden Tag mit Pauli unterwegs. (Bild: Bettina Wyss)
Wenn sie auftaucht, fangen Kinderaugen an zu strahlen. Sandra Meyer aus Horw ist zur Kultfigur in der Region geworden, weil sie das wohl schönste Hobby hat, das man sich vorstellen kann. Sie geht täglich mit Ponys spazieren.
Horw Menschen, die ungewöhnliche Dinge tun, fallen auf. Sie werden bekannt. So ist es auch bei Sandra Meyer aus Luzern. Dabei geht sie einfach nur ihrem Hobby, ihrer Leidenschaft, nach. Seit über zehn Jahren ist sie jeden Tag gemeinsam mit einem Pony unterwegs. Bis letztes Jahr war es der kleine Gispy. Täglich hat sie mit ihm Spazierwege, Waldwege und sogar die Altstadt Luzerns unsicher gemacht. «Gispy und ich waren ein unschlagbares Team», erzählt Sandra Meyer. «Es war eine innige Freundschaft zwischen uns.» Leider wurde er krank und ist im Oktober 2022, also genau vor einem Jahr, gestorben. «Für mich ist eine Welt zusammengebrochen », sagt die Tierfreundin. Ponys können bis 40 Jahre alt werden, Gispy wurde nur 20. Sie erinnert sich an viele schöne Momente. «Ich konnte sogar Besorgungen in der Altstadt machen und er hat immer brav vor der Tür auf mich gewartet», erzählt sie und lacht. Und natürlich kann man nicht mit einem Pony durch die Altstadt flanieren, ohne aufzufallen. «Es gibt wohl kaum ein Kind in Horw, das Gispy nicht gestreichelt hat», sagt sie. «Wo wir aufgetaucht sind, war er eine Attraktion. » Eine Weile lang hatte Sandra Meyer Fotokarten mit seinem Foto dabei, die sie den Kindern verteilt hat. «Ich glaube, so schnell wird niemand den lieben Gipsy vergessen.»
Nach dem Tod von Gispy war Sandra Meyer mehr als traurig. Noch heute vermisst sie ihn. «Er war ein ganz besonderes Pony», sagt sie. Sie hatte aber das Glück, ein neues Pflegepony übernehmen zu dürfen. Seit einem halben Jahr ist sie jetzt mit Pauli unterwegs, einem herzigen, vierjährigen Mini-Shetland-Pony. «Er hat natürlich noch einiges zu lernen », sagt Sandra Meyer, «aber in dieser kurzen Zeit hat er schon eine Menge gelernt.» So habe er sich bereits an Autos und Velos, kreuzende Hunde und begeisterte Kinder gewöhnt. «Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder ein Pony zum Spazieren habe», sagt sie.
Sandra Meyer hat ihre Leidenschaft für die Tiere erst spät entdeckt. Sie hat in der Finanzbranche gearbeitet. Sie hat den Job gerne gemacht, aber bei schönstem Wetter im Büro zu sitzen, fiel ihr nicht leicht. Danach pflegte sie acht Jahre lang ihre Mutter, die an Demenz erkrankt war. Und schliesslich fand sie die Aufgabe, die sie vollends erfüllte. Per Zufall kamen sie und ihre Schwester mit den Besitzern eines Pferdestalls ins Gespräch. Da entstand die Bindung zu Gispy und die wunderbare Aufgabe, jeden Tag mit ihm spazieren zu gehen. «Ab da wusste ich, dass mich das glücklicher macht als mein Job», sagt sie. Von da an hat Sandra Meyer ihre Zeit und vor allem ihr Herz vollends den Tieren gewidmet. «Durch die Tiere habe ich viel gelernt. Über die Natur und auch über mich selbst. Die Natur gibt mir Kraft. Sie gemeinsam mit einem Tier zu erleben, eröffnet ganz neue Perspektiven. Ich nehme die Natur anders wahr als früher.» Spannend sei beispielsweise, dass ein Pony schon drei Minuten, bevor ein Jogger um die Ecke biegt, die Ohren spitzt. «Diese Tiere haben ein grosses Gespür und starke Sinneswahrnehmungen », erklärt Sandra Meyer. Gerade deswegen sei die Vertrauensbasis sehr wichtig bei einem solchen Spaziergang. «Die Tiere müssen spüren, dass du in der Lage bist, auf dich selbst und auch auf sie zu achten. Wenn man dieses Vertrauen erreicht hat, dann geht fast alles.»
Und so kam es nicht selten vor, dass Sandra Meyer mit Gispy in der Aufschütti schwimmen ging, mit ihm im Horseland mit dem Lift nach oben fuhr, damit er sich seine Leckerli gleich selbst aussuchen konnte, oder im Stoffladen mit ihm an der Theke stand. Wie mit einem Hund. Nur etwas grösser. Und etwas flauschiger. Sie lacht. «Ich bin gespannt, ob das mit Pauli auch so wird, wenn wir etwas mehr Zeit miteinander verbracht haben.» Der habe aktuell noch Flausen im Kopf. «Aber das ist ja auch wichtig und richtig», betont sie. Sie wird weiterhin, bei Wind und Wetter mit ihm unterwegs sein. Das gibt dem Pony Konstanz und Sicherheit. «So werden wir auch jeden Tag mehr zu einem harmonischen, eingespielten Team.» Nach wie vor wird Sandra Meyer täglich auf ihren Spaziergängen angesprochen. «Ich freue mich immer, wenn jemand Interesse zeigt», sagt sie. «Und ich finde es wichtig, den Kindern beizubringen, dass ein Pony nicht ohne Vorwarnung gestreichelt werden möchte, sondern dass man ihm zum Beispiel die Hand zum Schnüffeln hinhalten sollte oder ruhig mit ihm spricht.» Es sei eine schöne Aufgabe, den Kindern den Umgang mit den Tieren näherzubringen, betont sie. Schliesslich sind die Tiere nicht nur ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft - sie sind die Wesen, die unsere Herzen jeden Tag berühren können.
Ihr Kind mag Ponys? Sandra Meyer hat einen exklusiven Tipp. Bei Stadtrössli im Eichwädli gibt es eine Pony-Spielgruppe. Hier können Kinder reiten, striegeln und viel lernen. Alle Infos dazu unter www.stadtrössli.ch
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